Am Freitag (09.02.) hieß es für uns nach exakt vier Wochen Abschied nehmen aus Vietnam und nächster Stopp: das Königreich Kamboscha – ព្រះរាជាណាចក្រកម្ពុជា.
Über Saigon flogen wir direkt nach Siem Reap – សៀមរាប – um, wie eigentlich alle hier, die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat zu besuchen. Siem Reap hat gerade mal etwas über 200.000 Einwohner, dafür aber jährlich über 2 Millionen Touristen. Wir kamen am frühen Abend in Siem Reap an und hatten eigentlich einen vom Hotel organisierten Airport Pick-Up. Als nach einer Stunde warten allerdings nach wie vor niemand ein Schild mit unseren Namen hielt, buchten wir uns am Flughafen eben selbst ein Remork (Tuk Tuk mit Roller als Zugfahrzeug).
Im Hotel wurden wir von einer mürrischen Dame “begrüßt”, über den missglückten Airport Pick-Up wurde kein Wort verloren, und wir bezogen das schlechteste Zimmer unserer bisherigen Reise. Es ist doch erstaunlich, wie unterschiedlich man in den Unterkünften behandelt wird, hier befanden wir uns eher am ganz unteren Ende der Skala. Wir statteten der “Pub Street” noch einen Besuch ab (und merkten spätestens hier, dass die Stadt rein für den Tourismus lebt). Witzig ist übrigens noch, dass man hier am Automaten nur US Dollar bekommt und auch alle Preise generell in USD angegeben sind.

Straßen von Siem Reap



Am nächsten Tag mieteten wir uns zwei Fahrräder und machten uns auf den Weg. Es gibt eine große (30 km) und eine kleine (23 km) Runde durch den Park. Die kleine Runde wollten wir uns heute vornehmen. Hinzu kamen 7 km (plus 3 km hin und zurück zum, praktischerweise nicht auf dem Weg liegenden, Ticket Office) von Siem Reap nach Angkor. Wir haben uns ein 3-Tagesticket (62 USD) gekauft um uns in Ruhe umsehen zu können. Auf dem Weg zur Anlage sah man mal wieder, wie klein die Welt ist. Vor uns radelte ein deutsches Geschwisterpärchen, die mit uns den Trip durch die Halong Bay gemacht haben. Nach einem ausführlichen Pläuschen ging es dann aber an die Erkundung des riesigen Geländes.

Ticket Office

Angkor Wat – អង្គរវត្ – ist zwar der uns bekannte (und auch hier genutze) Name für die gesamte Anlage, ist eigentlich aber nur der Name des größten Tempelkomplexes der Welt. Die gesamte Anlage heißt einfach nur Angkor und erstreckt sich über 400 km².  Erbaut wurde Angkor vom 9. – 15. Jahrhundert von den Khmer und war das Zentrum ihres Königreichs. Nach den neuesten archäologischen Forschungen gilt sie als größte vorindustrielle Stadt mit bis zu 1.000.000 Einwohnern auf einer Fläche von damals 10.000 km². Seit 1992 steht der gesamte archäologische Park auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe.

Wir starteten unseren Besuch direkt beim vermeintlichen und namensgebenden Highlight: Angkor Wat. Angkor Wat ist das nationale Symbol Kambodschas und ziert auch die Nationalflagge.
Da die einzelnen Fakten zu den Tempeln sehr komplex sind gibt es diesmal interessante Auszüge von wikipedia:

Im 10. Jahrhundert wurden unter Yasovarman I. (regierte 889–910) zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen angelegt, die unter anderem dazu beitrugen, dass mehrmals im Jahr Reis geerntet werden konnte. Diese erfolgreiche Landwirtschaft führte zu Nahrungsüberschüssen und brachte dem Khmer-Reich großen Reichtum. So kam es, dass das südlich von China gelegene Land zu einem regionalen Machtzentrum Südostasiens wurde und die Khmer in der Lage waren, große Städte und gewaltige Tempelanlagen zu errichten.

Im Jahr 1113 bestieg König Suryavarman II. den Thron und regierte bis etwa 1150. Er baute die Macht Angkors, damals Kambuja genannt, in mehreren Kriegszügen gegen die benachbarten Cham, gegen Dai Viet (vgl. Geschichte Vietnams) und das Mon-Königreich Haripunjaya weiter aus. Daneben ließ er Tempelanlagen in Angkor restaurieren und neue errichten, darunter Angkor Wat. Die Anlage wurde als Staatstempel des Königs im südöstlichen Teil der schon unter Suryavarman I. errichteten früheren Hauptstadt Yasodharapura erbaut und diente der Verehrung Vishnus. Es gibt auch Hinweise, wie etwa die ungewöhnliche Ausrichtung Angkor Wats nach Westen, der Himmelsrichtung des Todesgottes Yama, die dafür sprechen, dass es der Totentempel Suryavarman II. war.

Da weder die Gründungsstele noch andere Inschriften aus dieser Zeit aufgefunden wurden, die sich auf das Bauwerk beziehen, ist der ursprüngliche Name unbekannt. Es wird angenommen, dass es nach Vishnu benannt wurde, mit dem sich der König als Vishnuist im Unterschied zu seinen Vorgängern, die Shivaisten gewesen waren, identifizierte, und demnach Vrah Vishnuloka („heiliger Wohnsitz von Vishnu“) hieß und später, angelehnt an den posthumen Titel des Gründers Paramavishnuloka („er, der die himmlische Welt des Vishnu betreten hat“), Preah Pisnulok. Die Arbeiten scheinen rasch nach dem Tod des Königs eingestellt worden zu sein, so dass einige der Reliefs unvollendet blieben. Im Jahr 1177 wurde Angkor von den Cham, traditionellen Feinden der Khmer, erobert. Jayavarman VII. gelang es schließlich, die Invasoren zu besiegen und das Khmerreich wiederherzustellen. 1,5 km nördlich von Angkor Wat ließ er die neue Hauptstadt Angkor Thom mit dem Bayon als buddhistischen Haupttempel errichten.

Im späten 13. Jahrhundert wandelte sich Angkor Wat vor dem Hintergrund der durch Jayavarman VII. initiierten religiösen Revolution nach und nach von einer hinduistischen Kultstätte in eine des Theravada-Buddhismus. Zu dieser Zeit wurde Angkor Wat zum Namen des Tempelkomplexes. Anders als die anderen Tempel Angkors verwahrloste die Anlage zwar im 16. Jahrhundert etwas, wurde aber nie vollständig verlassen. Die im Vergleich gute Erhaltung hängt mit dem Wassergraben zusammen, der Angkor Wat gegen das Vordringen des Waldes schützt.”

Leider war es nun auch gerade Mittagszeit und die Temperaturen um die 33 – 34 Grad setzten uns doch ganz schön zu.Trotzdem schauten wir uns alles ausführlich an und bestiegen – über sehr steile Stufen – natürlich auch den Hauptturm um die Aussicht von hier zu genießen. Ob es an der Mittagshitze lag, oder wir einfach nur Glück hatten, es war relativ leer und wir mussten nirgendwo anstehen oder uns mit Touristenmassen durch die Anlage schieben. Das hatten wir deutlich schlimmer erwartet.

Aussicht

Bei diesem Bild werden einem die Ausmaße bewusst – man beachte den “kleinen Fleck Roman”

Von Angkor Wat radelten wir zu einem weiteren Touri Hotspot, der riesigen Anlage Angkor Thom mit dem beeindruckenden Staatstempel Bayon (Romans liebster Tempel). Wie im Zitat oben schon erwähnt, wurde Angkor Thom Ende des 12. / Anfang des 13. Jahrhunderts als neue Hauptstadt des Angkorreichs erbaut, die meisten Gebäude der Stadt – so auch der Königspalast – waren aber aus Holz gebaut und sind heute verschwunden. Die Anlage ist riesig und zu Fuß erkundeten wir einige, aber nicht alle, der erhaltenen Bauwerke.

Zugangstor zu Angkor Thom

Über 200 Gesichter zieren den Bayon Tempel

Baphuon, ebenfalls auf dem Angkor Thom Gelände

Übliche Treppen

Aussicht vom Baphuon

Phimeanakas, ebenfalls auf dem Angkor Thom Gelände

Danach waren wir schon ziemlich erschöpft, die Hitze setzt einem wirklich zu. So radelten wir einfach weiter die kleine Runde ab und hielten hier und da, aber nicht mehr an jedem Tempel.

Tor hinaus aus Angkor Thom

Thommanon

Zum Abschluss dann ein weiteres Highlight (und mein liebster Tempel): Ta Prohm. Nach Angkor Wat wohl die berühmteste Tempelanlage von Angkor und den meisten aus dem Film “Tomb Raider” bekannt. Ta Prohm nimmt eine besondere Stellung innerhalb Angkors ein, denn es zeigt wie die meisten Tempelanlagen vorgefunden wurden, bevor sie in der Neuzeit restauriert wurden.

Errichtet wurde Ta Prohm vom späten 12. bis hinein ins 13. Jahrhundert unter der Regentschaft von König Jayavarman VII. Spätere Erweiterungen erfolgten unter König Indravarman II. Der ursprüngliche Name lautete „Rajavihara“ (Sanskrit), was auch die Verwendung bezeichnete: das königliche Kloster. Obwohl Jayavarman VII. und auch seine Mutter, der er die Anlage widmete, Buddhisten waren, findet sich in Ta Prohm eine Vielzahl von Reliefs mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie (Krishna, Vishnu, aus dem Ramayana u. a.). Nach der Fertigstellung wurden in den Heiligtümern 260 Götter und Göttinnen verehrt. Die Weihung des Tempels erfolgte 1186 zu Ehren von Prajnaparamita, dem buddhistischen Konzept der „Perfektion der Weisheit“. Wie viele der Tempelanlagen in Angkor ist Ta Prohm damit ein Beispiel für den Synkretismus der damaligen Khmer-Bevölkerung.

Fast alle Tempel schließen um 17:30 Uhr, so leider auch Ta Prohm. Wir fuhren um 17 Uhr vor und hatten somit nur eine knappe halbe Stunde, waren dafür aber fast ganz alleine. Ich konnte mich von der einzigartigen Atmosphäre hier kaum lösen und wäre sehr gerne noch viel länger geblieben.

Danach ging es für uns zurück nach Siem Reap, den Staub vom ganzen Körper waschen und auf der Pub Street essen.

Am zweiten Tag wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen, was an der Mittagshitze, aber auch nicht zuletzt an der unterschiedlichen Begeisterung von uns beiden lag. Die doch recht einfache Infrastruktur, keine Restaurants, Cafés etc., wenig sanitäre Anlagen und auch nur sehr wenige Bänke/ Plätze zum ausruhen, machen einem den Tagesausflug nicht unbedingt leichter.
Am frühen Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg und wollten gezielt nochmal zu Angkor Wat, ein paar Erinnerungsfotos schießen und uns Angkor Thom und hier insbesondere die “Terrace of the Elephants” – ព្រះលានជល់ដំរី – ansehen. Diese wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut und war auch wirklich sehenswert. Auf einer Länge von 350 m sind wunderschöne Darstellungen von Elefanten in verschiedensten Situationen zu sehen.

Prasat Suor Prat

Danach fanden wir endlich die Touristenmassen von denen immer alle sprachen. Zum Sonnenuntergang sind nur noch zwei Tempel geöffnet, einer davon war der Phnom Bakheng, der auf einem Hügel gelegen ist. Wir stiefelten zwar, wieder mal in einer Ameisenstraße, bis nach oben, aber die Schlange um den eigentlichen Tempel zu besteigen war nochmal so lang (und die Besucher auf 300 begrenzt, nur wollte zum Sonnenuntergang natürlich nicht wirklich jemand wieder herrunter), so dass wir nur so um den Tempel spazierten und trotzdem den Ausblick über den kambodschanischen Dschungel genießen konnten. Bevor alle sich auf den Weg machten saßen wir schon wieder auf den Rädern und radelten zurück gen Siem Reap. Für mich gab es am Abend ‘Beef Lok Lak’, eines der Nationalgerichte Kamboschas, sehr lecker und sehr interessant.

Beef Lok Lak – sieht nicht spektakulär aus, schmeckt aber definitiv so

Über unseren dritten Tag gibt es nicht viel zu berichten, da unsere Begeisterung und der Wille noch mehr Tempel(ruinen) zu besichtigen noch stärker auseinander gingen, und unsere ursprünglichen Planungen a) einen Tuk-Tuk Fahrer zum Sonnenaufgang und für ausgewählte Tempel anzuheuern oder b) einen Roller mieten und auf eigene Faust die noch weiter entfernten Tempel abfahren, aus verschiedenen Gründen gescheitert sind und uns auch Siem Reap als Touri-Stadt dann irgendwie genervt hat, haben wir tatsächlich einfach gar nichts gemacht und gewartet, dass der Tag rum geht. Sowas muss auf einer langen Reise wohl auch mal sein..