
Von Saigon aus wollten wir noch ein bisschen weiter in den Süden von Vietnam reisen, nach Can Tho – Cần Thơ – um uns von dort das Mekong – Delta – Đồng Bằng Sông Cửu Long – anzusehen. Ein riesiges Labyrinth aus Flussarmen und Kanälen. Durch den fruchtbaren Boden wird hier sehr intensiv Landwirtschaft betrieben. Zum Vergleich: im Gebiet des Mekong – Deltas sind bis zu drei Reisernten im Jahr möglich, im Norden von Vietnam ist es nur eine Ernte pro Jahr.
Wir hatten im Vorfeld schon einiges darüber gelesen, auch, dass es viele Touren gibt, die pure Massenabfergigung sind. Das wollten wir auf gar keinen Fall. Zum Glück habe ich aber einen (noch) Geheimtipp gefunden, das Guesthouse Mekong Logis und die Tour mit der Tochter des Hauses – Linh. Der Kontakt im Vorfeld war schon mal absolut klasse, Linh versorgte uns mit so viel Informationen über die Anreise, Nachrichten auf vietnamesisch, die wir den Busfahrern zeigen sollten und buchte uns sogar auf einen kleineren Raum um, da bei booking.com nur noch ein Familienzimmer zu bekommen war.
Voller Vorfreude starteten wir also am 01.02. unsere Anreise mit einem Sleeper Bus von Saigon nach Can Tho. Unsere Unterkunft in Saigon, die ja zu einem Juice Shop gehörte und deshalb keine wirkliche Rezeption oder sowas hatte, war ja nur so mittelprächtig. Und auch das auschecken, bei der Verkäuferin des Juice Shop, gestaltete sich schwierig. Als wir dann auch noch bemerkten, dass wir nur Voucher und noch kein Ticket für den Bus hatten und eine Stunde vor Abfahrt dort sein sollten, wir aber eingeplant hatten nur 15 Minuten vorher da zu sein, brach langsam etwas Hektik aus. Ich bestellte schon ein Uber, während Roman versuchte mit Kreditkarte unsere Rechnung zu bezahlen. 15 Minuten vor Abfahrt des Buses um 13 Uhr trudelten wir ein, alles natürlich kein Problem. Wir nahmen zufrieden unsere Liegeplätze im Bus ein. Eine Minute bevor der Bus abfuhr traf mich fast der Schlag. In Vietnam ist es (leider) total üblich, dass in jedem Guesthouse, Hotel und Hostel die Reisepässe als Deposit einbehalten werden. Normalerweise ist es oberste Priorität, dass man diese sofort beim Auschecken wieder bekommt, leider nicht bei unserer Unterkunft in Saigon, wo mein Reisepass liegen geblieben war. Da wir von Can Tho direkt auf die Insel Con Dao fliegen wollten gab es nur eine Möglichkeit, sofort raus aus dem Bus.
Während Roman das Telefonat mit unserem Host Khai (der sich uns nie vorgestellt hatte) übernahm, kamen bereits zwei Mitarbeiter der Bus-Linie auf mich zu und fragten ob sie helfen können und uns auf einen anderen Bus umbuchen (der fuhr zum Glück nämlich stündlich). Da wir uns aber nicht sicher waren ob Khai es innerhalb der nächsten Stunde schaffen würde, buchten sie uns erst mal auf den Bus um 15 Uhr um (sprich: tackerten unser Ticket wieder zusammen und benutzen einiges an Tipp-Ex). Als Khai dann kurz vor 14 Uhr mit meinem Pass aufkreuzte, konnten wir sogar noch auf 14 Uhr umbuchen und das alles ohne einen Cent extra zu bezahlen. Die 3 1/2 Stunden Fahrt waren spannend und ziemlich bequem und im Ticketpreis (ca. 3,60€) inkludiert war sogar ein – lustig organisierter – Shuttle Transfer bis zur Unterkunft.
Can Tho begrüßte uns mit herrlichstem Wetter, das Zimmer war in Ordnung, Linh war wie erwartet super nett und besprach mit uns sogar worauf wir zum Abendessen Lust hätten und schrieb uns eine entsprechende Nachricht auf vietnamesisch für das Restaurant. Für mich gab es ‚Hot Pot‘, eine schmackhafte (und ziemlich scharfe) Brühe, in die man dann selbst allerlei Gemüse und Fleisch wirft, nach Belieben kocht und dann zusammen mit Reisnudeln ißt. Wirklich sehr lecker.

Ein Café in Vietnam
Am nächsten morgen ging es um 5:45 Uhr, gemeinsam mit noch einem anderen Pärchen und zwei Freundinnen (alles Deutsche), auf vier Rollern los. Wir wollten uns nicht den großen, sehr bekannten und sehr touristischen „Floating Market“ anschauen, sondern einen Kleinen, bei dem nur Locals anzutreffen waren. Leider wird es diesen Markt nicht mehr lange geben, da es eine Art „Großmarkt“ war, also an Kunden gerichtet, die nicht nur eine Wassermelone kaufen, sondern gleich 10 kg und diese Kunden es nicht mehr nötig haben hier raus zu fahren, sondern mittlerweile direkt vom Farmer beliefert werden. Bei einem „Coffee to float“ genossen wir die ruhige aber betriebsame Atmosphäre hier.

Frühstück “to float”

Tankstelle

“Floating Bar” – sehr cool!
Danach ging es wieder an Land, es war Zeit für Frühstück (um 7 Uhr). Wir alle entschieden uns für asiatisches Frühatück, also Suppe. Linh freute das sehr und auch ansonsten war die Gruppe wirklich harmonisch und lustig und so entschloss sie sich, uns einen kleinen Bonus zu zeigen, der eigentlich nicht zur Tour gehörte: einen lokalen Markt (an Land). Das fand ich in Hoi An schon so klasse, also sagten wir alle begeistert „ja“. Linh warnte uns aber vor, wir würden da Dinge sehen, die für uns vielleicht befremdlich oder auch eklig sind, wir mögen dann doch bitte weg schauen und kein angeekeltes Gesicht machen, denn das käme bei den Einheimischen gar nicht gut an. Bei einer der letztens Gruppen, mit denen sie diesem Bonus gemacht hat, hat sich ein Typ übergeben, als eine Frau eine Maus getötet und ausgenommen hat und seitdem ist diese nicht wirklich gut auf Linh zu sprechen (und ihren Stand durften wir auch nicht zu nahe kommen).
Und so war es dann auch etwas befremdlich, lebende Fische und Meeresfrüchte in flachen, mit Wasser gefüllten Schalen, frisch getötet durch einen Schlag mit einer Holzlatte auf den Kopf, (mehr oder weniger) lebende Enten, halb in Plastiktüten verpackt und lebende und bereits ausgenommene Schlangen und Mäuse sind hier halt völlig normal.

Kindersitz
Nach diesem interessanten Ausflug ging es wieder zurück aufs Kanu und unsere Fahrt durch das wunderschön grüne Mekong – Delta begann. Auf der gesamten Tour begegneten wir tatsächlich keinen anderen Touristen. Genau so hatten wir uns das vorgestellt.

Lieblingsbild von Charlotte
Unterwegs stiegen wir aus und besuchten die umliegenden Farmer, schauten uns um und besuchten sogar ein Ehepaar in ihrem Haus. Eine wirklich sehr authentische und interessante Erfahrung, die Linh mit allerlei Informationen spikte. Zum Beispiel an was für eine Pflanze die ‘Dragonfruit’ wächst, oder was der Unterschied zwischen weißem, schwarzem, grünem und rotem Pfeffer ist (erst ist der Pfeffer grün, dann wird er rot, wenn man ihn nun pflückt und pellt bekommt man weißen Pfeffer, lässt man ihn weiter an der Pflanze reifen wird er schwarz).

Pfeffer

ebenfalls Pfeffer

Die Toilette

Lieblingsbild von Linh (sie war ein bisschen verliebt in Roman)

Lieblingsbild von Roman
Da die Stimmung weiterhin sehr gut war und wir auch den ein oder anderen Spaß miteinander machen konnten, wollte Linh noch eine “Bonusaktion” mit uns machen. Wir würden nicht den normalen Rückweg zum Guesthouse fahren, sondern nochmal durch die Wohngebiete der Farmer direkt am Wasser fahren, über enge Wege, gesäumt von Palmen und Wasser und garantiert keine Touristen. Und so fuhren wir bestimmt eine Stunde mit den Rollern durch die Gegend, es war traumhaft schön.

Gegenverkehr

Man achte auf den vorderen Roller
Zurück im Guesthouse spendierte Linh uns noch ein sehr leckeres Banh Mi zum Lunch, bevor wir uns dann etwas ausruhten.
Am Abend schlenderten wir noch etwas durch Can Tho, was uns aber nicht besonders gut gefallen hat.
Am nächsten Vormittag hatten wir noch ein bisschen Zeit, da unser Flug erst am frühen Nachmittag ging und so saßen wir noch eine ganze Weile mit Linh in der schönen Anlage des Guesthouses und unterhielten uns über alles Mögliche. Dieser Ausflug, ganz in den Süden von Vietnam, hat sich absolut gelohnt und war eines der besten Dinge die wir in unserer Zeit hier erlebt haben, nichts zuletzt aufgrund von Linh und ihrer offenen, witzigen und sehr freundlichen Art.
8. Februar 2018 @ 15:19
Liebe Charlotte, lieber Roman,
wir freuen uns immer über die Reiseberichte und die tollen Fotos, so sind wir auch ein klein wenig mit Euch unterwegs.
Oma könnte übrigens nichts dort essen, sie würde verhungern ( soll ich so schreiben ) :-)).
Ganz viele schöne Erlebnisse, wir drücken Euch,
liebste Grüße von Omi und Silvia
8. Februar 2018 @ 16:17
Hallo liebe Omi, liebe Silvia,
vielen lieben Dank für Eure so schöne Nachricht, wir haben uns unheimlich gefreut!
Vielleicht können wir jetzt am Wochenende mal Video-Telefonieren? Wir würden uns freuen!
Wir drücken Euch aus Vietnam :*