Nächster Stopp: der Dschungel von Sumatra. Nach dem ersten Regen unserer Reise (und was für einer), ging es für uns direkt von Kuala Lumpur nach Medan.

Zeitverschiebung sei Dank, mit der Startzeit 20:15 Uhr gleich Landezeit 20:15 Uhr, das hat man auch nicht alle Tage. Da wir vom Flughafen noch eine längere Fahrt nach Bukit Lawang – 3 bis 5 Stunden – vor uns hatten, haben wir diesen Flug etwas “riskant” kalkuliert. Und wie ist dann so kommen sollte, wurde unser Flug immer und immer wieder nach hinten verschoben. Um 21:45 Uhr hoben wir dann endlich ab, wir hatten schon nicht mehr ganz dran geglaubt. Dementsprechend spät kamen wir – nach der wohl spektakulärsten Fahrt unseres Lebens, Details ersparen wir euch – erst um 1:00 Uhr in unserer Unterkunft an. Da es ein Samstag war, war im ‘Thomas Retreat’ Livemusik und ziemlich Halligalli angesagt. Wir bezogen kurz unser Zimmer und gesellten uns dann noch für ein Bier (620 ml Bintang = eine Riesenflasche) zu der feiernden Meute aus Locals und Touristen.

Alle waren superfreundlich, das war wirklich mal eine Wohltat. Um 2:00 Uhr gingen wir dann aber Richtung Bett, denn am nächsten Morgen um 9:00 Uhr startete unser „2 days/ 1 night“ Trip in den Dschungel.

Aufwachen im Dschungel

Unsere Unterkunft: Thomas Retreat

Gemeinsam mit unserem Führer Bindi und einem Helfer zogen wir also am nächsten Morgen los und schon nach kurzer Zeit sahen wir das, warum wir diesen Abstecher auf uns genommen hatten. Eine Orang-Utan Dame mit ihrem Baby.

Wir befanden uns übrigens im Gunung Leuser Nationalpark – Taman Nasional Gunung Leuser -, einem mit 9.000 km² Fläche der größten Naturreservate Indonesiens. Der tropische Regenwald von Sumatra wurde 2004 als Naturdenkmal in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen und steht seit 2011 auch leider auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes. Neben Nashörnern, Elefanten und dem Sumatra-Tiger, leben hier laut Bindi noch ca. 6.500 wilde und halbwilde (ausgewilderte) Orang-Utans (1994 waren es noch 12.000). Sie leben nicht in Familienverbänden, sondern alleine. Nach einer neunmonatigen Schwangerschaft kommt ein Orang-Utan Baby zur Welt und bleibt sechs bis acht Jahre bei seiner Mutter, bis diese erneut schwanger wird. Eine Orang-Utan Population wächst deshalb extrem langsam und da ihnen der Mensch mit seinen Palmölplantagen jeglichen Lebensraum nehmen, gibt es wilde Orang-Utans nur noch auf Sumatra und Borneo.

Leider war diese Orang-Utan Dame (und leider auch alle weiteren Orang-Utans die wir noch sehen sollten) „nur“ ausgewildert und somit an Menschen gewöhnt. Und so fragte Bindi uns, ob wir ihr ein paar Früchte geben wollten. Im Vorfeld waren Roman und ich uns schon nicht so ganz einig über diese Frage. Man muss Bindi aber zugute halten, dass er uns gefragt hat und bei einem ‘Nein’ auch kein Obst gegeben hätte. Und generell waren wir, nach den vielen Wochen, die wir nun in Asien sind, sehr positiv überrascht wie achtsam Bindi mit den Affen, aber auch mit der Umwelt umging. Nicht nur unser Müll wurde mitgenommen, sondern auch fremden Müll sammelte er auf. Klingt für uns vielleicht selbstverständlich, ist es hier aber ganz und gar nicht.
Und so gab es für die Mama und ihr Kind eine Banane und eine Mandarine und ich kann es in der Erinnerung sofort wieder spüren, wie vorsichtig und sanft die Kleine die Mandarine aus meiner Hand genommen hat, unvergesslich.


Nach diesem ersten Erlebnis begegneten wir ‚Minna‘. Wer sich über Bukit Lawang und Dschungeltouren dort erkundigt wird zwangsläufig über Minna stolpern. Hier sieht man dann auch, wohin das Füttern führen kann. Minna gilt als ziemlich aggressiv und nimmt auch gerne mal einen Touri als „Geisel“. Gemeinsam mit bestimmt 20 anderen standen wir also um sie herum und beobachteten sie und ihr Kind aus einiger Entfernung.

Einforderung des Wegzolls





Einforderung des Wegzolls

Der Kleine war währenddessen mit dem Bau eines Nests beschäftigt

Da Bindi auf Touristenmassen zum Glück genauso wenig Lust hatte wie wir, schlugen wir bald einen Pfad weit weg von den anderen Gruppen ein. Und es ging bergauf und bergab durch den Dschungel von Sumatra, eine tolle Erfahrung.
Unterwegs machten wir immer wieder Stopp und „mussten“ ziemlich viel Obst und leckeres Nasi Goreng zum Mittag verspeisen, machten eine Trinkpause oder schauten uns etwas kleinere Tiere an.

Thomas-Langur



viele große Bäume

Nasi Goreng

Und jemand der etwas davon abhaben wollte


ein Orang-Utan Nest



Kurz vor dem Erreichen unseres Camps für die Nacht suchte Bindi recht verzweifelt (jedenfalls wirkte es auf uns so) nach ‚Jacki‘. Wir machten immer wieder Pausen und warteten auf sie, leider umsonst. Also machten wir uns an den spektakulären Abstieg hinunter zum Bohorok River und der war wirklich nicht ohne.

Am Fluss standen dann mehrere Hütten, die jeweils zu den einzelnen Touranbietern gehören, natürlich alles sehr basic und natürlich auch ohne Strom (und ohne Handyempfang) und glücklicherweise aufgrund der Nebensaison auch sehr leer. Gemeinsam mit uns waren nur noch zwei weitere Gruppen am Fluss. Und wer wartete auch schon im Camp? Jacki mit ihrem kleinen Sohn. Da sie anscheinend Hunger auf Abendbrot hatte schnappte sie sich Roman und ließ ihn auch nicht mehr los, bis sie genug Früchte zusammen hatte. Danach ging sie noch ein bisschen am Fluss auf und ab und spielte mit einer Seife, die einer der Indonesier dort am Wasser gelassen hatte. Leider griff keiner außer Bindi ein, der ihr dann zum Glück das Seifenstück wegnahm und sie zurück in den Dschungel scheuchte.

unsere Hütte

unser Bett

Jackie und Sohn



Waran


Wir konnten uns dann den Schmutz und Schweiß des Tages im erfrischend kalten Fluss abwaschen, bekamen heißen Tee und Kekse direkt am Flussufer, bezogen unsere (Zitat Bindi) “Million Stars” Unterkunft und aßen ein ‘Candlelight-Dinner’, untermalt von zahlreichen Glühwürmchen. Da die vorige Nacht sehr kurz und der Tag recht anstregend war verzogen wir uns früh ins Bett und schliefen zum “Dschungel-Hörspiel” ein.

Am nächsten Morgen gab es dann ein leckeres Frühstück und Besuch von ‘Suma’, einer weiteren Orang-Utan Dame, die allerdings schon zu alt war um weitere Kinder zu bekommen.

Dschungelfrühstück

 

Wir verbrachten ausgiebig Zeit mit ihr und besuchten anschließend noch einen Wasserfall. Als wir auf dem Rückweg von diesem in Richtung Camp waren fing es plötzlich an zu “regnen”. Nur, dass es kein Regen war, sondern irgendetwas trockenes. Staub, Sand? Wir wussten es nicht und auch Bindi meinte er würde dieses Phänomen zum ersten Mal sehen. Nach einiger Zeit kam er auf die Idee, dass es Asche vom ca. 50 km entfernten Vukan Sinabung sein könnte. Ohne Internet oder Handyempfang konnten wir dies nicht prüfen, aber Bindi sollte recht behalten.


Nachddem wir noch einen Früchtesnack und Lunch bekommen und uns ausführlich von Suma verabschiedet haben, ging es im Anschluss per “Tube” über den Fluss zurück nach Bukit Lawang, manchmal sehr ruhig, manchmal sehr wild und in jedem Fall sehr nass.

Obst und die Campküche

Man beachte bitte Füße und Hände


Nach einer kalten (es gab nur kaltes Wasser :D) Dusche ließen wir diese herrlichen zwei Tage im Dschungel bei einem Bintang auf unserer Terrasse ausklingen und können schon jetzt sagen, dies war definitiv eins der schönsten Erlebnisse auf unserer Reise.

Am nächsten Morgen ging es schon um 6:30 Uhr zurück Richtung Medan und unser Dschungelabenteuer war vorbei.

Brücke zur Straße

Schulbus auf indonesisch