Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht (sehr ruckelig und laut, dafür aber ein Viererabteil für uns alleine), kamen wir mit einer guten Stunde Verspätung und somit ca. 15 Stunden Reisezeit in Hue – Huế – an und bezogen unsere nächste Unterkunft, die diesmal mit nur 8 € die Nacht inkl. Frühstück unser bisheriger Preisrekord ist (und dazu wirklich gut war).


In Hue hatten wir nur eine Übernachtung geplant, uns blieb also nur der heutige Tag, um uns ein bisschen umzusehen.
Wir entschieden uns für die kaiserliche Zitadelle und die Thien Mu Pagode.

Nach einem Lunch bei ‘Madam Thu’ mit dem bisher besten vietnamesischen Kaffee und dem besten Essen in Vietnam, stürzten wir uns mit zwei Fahrrädern in den Verkehr, ein ziemliches Erlebnis.

Nach dem abenteuerlichen Überqueren einer Kreuzung, an der gefühlt einfach alle grün hatten, war unser erster Stopp die Zitadelle von Hue.
Wie, so scheint es uns, sehr viele Orte in Vietnam, war auch Hue von 1802 bis 1945 Kaiserstadt und somit Hauptstadt des Landes. Und eine Kaiserstadt ist nicht denkbar ohne Zitadelle, diese in Hue ist sogar dem bekannten Vorbild aus Peking nachempfunden, inkl. ‘verbotener Stadt’. Seit 1993 gehört sie zum UNESCO – Weltkulturerbe.

Eingangstor – durch die Mitte durfte nur der Kaiser

Da die US-Armee im Krieg gezielt Angriffe gegen die Zitadelle flog, wurde sehr viel zerstört. Noch bis heute wird nach und nach restauriert und wieder aufgebaut.

Die Zitadelle war einst ein Staat in der Stadt, mit Tempeln, Beamtenwohnungen und Ziergärten; strikt aufgebaut nach den Regeln der Geomantik (Feng-Shui) und im harmonischen Einklang mit der Natur. Schachtelartig umschließen sich die drei Stadtanlagen: außen die Zitadelle für die Beamten, dann die Kaiserstadt und der prächtigste Teil, die sogenannte ‘Verbotene Stadt’, in der Bibliothek, private Empfangsräume und Tempelhallen zu finden sind.

Dieses Tor hat uns besonders beeindruckt. Die vielen, wunderschönen Ornamente waren aus Glas- und Keramikbruchstücken hergestellt

Nach diesem sehr interessanten Stopp fuhren wir weiter zur ‘Thien Mu Pagode’ – Chùa Thiên Mụ – einem buddhistischen Kloster. Der siebenstöckige Turm – Phước Duyên – ist das höchste religiöse Bauwerk Vietnams.

Eine etwas ungewöhnliche Srehenswürdigkeit gibt es hier außerdem zu sehen, einen alten Austin. Mit diesem Auto ließ sich der Mönch Thích Quảng Đức am 11. Juni 1963 zu einer Straßenkreuzung in Saigon fahren, mit Benzin übergießen und entzündete sich selbst, als Protest gegen die Buddhistenverfolgung und Unterdrückung des damaligen katholischen Diktators Ngô Đình Diệm. Das hiervon geschossene Pressefoto ging um die ganze Welt und ist hinter dem Wagen zu sehen.

Das Kloster dient heute noch der Ausbildung von Novizen und wir waren zufällig zu einer Gebetsstunde anwesend. Als eine Horde „Silver Surfer“ allerdings mit ihren Smartphones, iPads und Kameras keinen Augenblick undokumentiert lassen wollten und sich für optimale Nahaufnahmen bei den kleinen Jungs am liebsten auf die Schultern gesetzt hätten, wurde es uns zu bunt und wir machten uns langsam an die knapp 6 km lange Rückfahrt mit dem Fahrrad zurück zum Hotel.

Am Abend schlenderten wir durch die Straßen um unser Hotel, die abends wieder, sehr angenehm, zu ‘Walking Streets’ umfunktioniert wurden und auf denen Volksfeststimmung herrschte. Wir waren positiv überrascht von dem tollen Angebot an Restaurants, Bars und hippen Läden, das hatten wir so gar nicht erwartet.

Zum Dinner gab es ein 4-Gang-Tasting-Menu mit Spezialitäten aus Hue, wieder bei Madam Thu.