Schweren Herzens entschlossen wir uns Java komplett zu skippen und flogen deshalb am Dienstag (20.02.) von Medan – mehr oder weniger – direkt auf die Insel Bali. Dort hatten wir uns für die ersten drei Nächte erst mal eine Unterkunft in Seminyak gebucht. Und von diesen ersten Tagen gibt es auch nicht viel zu berichten. Es war sehr heiß, sehr feucht, sehr, sehr touristisch und Seminyak hätte ehrlich gesagt überall auf der Welt sein können, wo es nette, durchgestylte Shops neben netten und durchgestylten Restaurants und Cafés gibt. Zudem war ich mit Bauchschmerzen und teilweise Übelkeit, ohne erkennbare Herkunft und auch nicht wirklich wild, etwas ausgebremst. So haben wir dort nicht viel gemacht außer mal am Pool gelegen, mal den (nicht sehr tollen) Strand von Seminyak besucht und mal in das Ballermann Feeling hier auf Bali reingeschnuppert.

unser Pool

beeindruckendes Gewitter

‘Ausräucherungsaktion’ in unserer Anlage

unser Frühstücksrestaurant

Straße in Seminyak

Hier wollten wir nicht bleiben, also ging es am Freitag (23.02.) nach Ubud. Für die 30 km von Seminyak dorthin brauchten wir mit dem Auto fast zwei Stunden. In Ubud und in unserer Unterkunft, direkt neben einem Reisfeld aber trotzdem noch in fußläufiger Entfernung von Ubuds Einkaufsstraßen, gefiel es uns deutlich besser. Und auch die Ausgangslage in der Mitte von Bali, fanden wir ganz passend und so verlängerten wir prompt von 4 auf 5 Übernachtungen und haben Bali von dort aus an drei Tagen mit dem Roller erkundet und recht viel gesehen.
Ubud selbst ist super, super touristisch, aber trotzdem anders als Seminyak. Irgendwie entspannter und das besondere “Bali-Flair” war dort deutlich zu spüren. Uns hat es ganz gut gefallen und wir genossen die Annehmlichkeiten der “durchgestylten Restaurants”, aber waren eben auch zwei Mal in einem netten Familien-Warung essen. Eine für uns perfekte Mischung. Und was noch deutlich auffällt – das gilt eigentlich aber für ganz Indonesien-, die Menschen sind “endlich” mal sehr freundlich, lächeln und grüßen teilweise sogar (und nicht nur, weil sie einem etwas verkaufen wollen). Das haben wir in den anderen von uns besuchten Ländern doch sehr stark vermisst.

Typischer Hauseingang

Café in Ubud

Ich habe mich ein bisschen in Ganesha verguckt

Ubud

Aber auch das ist Ubud..

Souvenirs..

Eine ruhigere Straße in Ubud

Am Samstag (24.02.) erkundeten wir die Gegend rund um Ubud. Gestartet haben wir mit den ‘Tegallalang Reisterrassen’.




Danach sollte es eigentlich zu zwei Tempeln deutlich weiter nördlich gehen. Als wir unterwegs aber von einem netten, jungen Balinesen angesprochen wurden und ihm berichteten wo wir hinwollten, sagte er uns, dass dort gerade Zeremonien abgehalten werden und ein Besuch erst wieder in zwei Stunden möglich ist. Als ich ihm dann von einem dritten Tempel erzählte, den wir uns dann halt anschauen wollten, gab es eine lustige Verwechslung. Der Tempel hieß wohl wie das Dorf, in dem er wohnte und so war er ganz begeistert, dass wir dorthin wollten und meinte „Fahrt mir doch einfach nach“. Gesagt, getan (keine Sorge, die Portion Skepsis fährt hier – leider – immer mit) und unsere Fahrt endete dann vor einer der zahlreichen Kaffee- und Kakaoplantagen. Er dachte wohl, dass sei unser Ziel gewesen. Da wir nun schon einmal da waren nahmen wir die kostenlose Führung und das kostenlose Tasting von zahlreichen Kaffee-, Kakao- und Teesorten war.

Der berühmte Luwak Kaffee



Auf dem Rückweg nach Ubud stoppten wir, mehr durch einen Zufall, bei einem recht unbekannten Tempel.



Und danach schauten wir uns dann noch die deutlich bekannteren ‘Königsgräber von Gunung Kawi’ an, eine wunderbar im Grünen angelegte Tempelanlage aus dem 11. Jahrhundert, die allerdings keine Gräber beherbergt, sondern in Fels gehauene Schreine, die der damalige König zu Ehren seiner Familie errichten ließ. Im Anschluss aßen in einem netten ‘Warung’ mit tollem Blick über die Anlage mitten im Grünen.

Sarong-Pflicht auch für Herren



Ausblick beim Essen nach links..

und nacht rechts

Schon während wir dort waren gab es einen ziemlichen Regenschauer. Nachdem wir diesen abgewartet hatten entschlossen wir uns lieber direkt nach Hause zu fahren, der Himmel sah nicht besonders vielversprechend aus. Während wir so fuhren – und im Stau standen – fing es wieder an zu regnen und wurde immer schlimmer. Innerhalb von Sekunden waren wir bis auf die Knochen nass, an den Straßenrändern Aquaplaning pur. Roman fuhr uns aber sehr sicher nach Hause und so war es mehr ein Erlebnis, als ein Ärgernis.

Stau aus undefinierbaren Gründen

Stau aus definierbaren Gründen; Prozession zum Tempelgeburtstag

Eine recht normale Straßenkreuzung auf Bali

Am Sonntag (25.02) hatten wir etwas ganz Besonderes vor. Da wir uns aus verschiedenen Gründen gegen die anderen Vulkane auf Java und Lombok entschieden hatten, wollten wir „wenigstens“ den Mount Batur hier auf Bali besteigen und den Ausblick zum Sonnenaufgang, auf den zur Zeit aktiven Mount Agung genießen. Zur Regenzeit ist dies ein Unterfangen, bei dem man sehr viel Glück haben muss, denn meistens ist einfach alles in dichten Nebel und Wolken gehüllt. Besonders ich hatte mich unglaublich auf diese Aktion gefreut und so kann man sich sicher vorstellen, wie groß die Enttäuschung war, als mir in der Nacht auf Sonntag so richtig übel wurde und ich mich pünktlich zu unserer Abholung um 2 Uhr nachts übergeben musste (das erste und einzige Mal auf dieser Reise.. ist das zu glauben?). Wir wissen nach wie vor nicht woran es lag, am Essen eigentlich ziemlich sicher nicht. Aber so kam es, dass Roman diesen sehr speziellen Ausflug (auf den er gar nicht mal so eine große Lust hatte) ohne mich machen musste und ich super unglücklich im Hotelbett blieb.
Roman wurde also mitten in der Nacht und im Stockfinsteren abgeholt und gemeinsam mit noch fünf Anderen, ging es zuerst in die Nähe des Mount Batur zum Sitz des Veranstalters, wo es einen kleinen Snack und einen Kaffee gab. Danach, nochmals mit dem Auto, ging es dann zum eigentlichen Startpunkt und von 3:30 bis 5:30 Uhr, bewaffnet mit Taschenlampen, hinauf auf den Gipfel des Mt. Batur auf 1.717 m. Der Weg war steinig und stellenweise durchaus steil, aber wohl nicht ganz so anstrengend wie auf unserer Wanderung durch den Dschungel von Sumatra. Oben angekommen bereitete der namenslose Führer (Roman und Namen..) Matten aus und das Warten auf den Sonnenaufgang konnte beginnen. Und es sollte sich gelohnt haben, die Mühen wurden mit einem wundervollem Sonnenaufgang, nur teilweise neblig und wolkig, belohnt und die Bilder zeigen nur umso mehr, warum ich so traurig war (und nach wie vor bin), dass wir diesen Teil der Reise nicht gemeinsam erlebt haben.







Auch nach dem Sonnenaufgang ließ der Führer sich viel Zeit und zeigte die umliegende Natur rund um den Vulkankrater, bevor es an den ebenfalls ca. 2-stündigen und recht anspruchsvollen Abstieg ging.







Und um ungefähr halb elf hatte ich meinen sehr glücklichen Roman dann wieder, der begeistert von dem Erlebten erzählte. Da er seinen 8-Stunden-Tag dann ja schon rum hatte, haben wir am Sonntag dann nur entspannt und uns weiter in Ubud umgesehen.
Kurzzeitig haben wir auch überlegt, ob wir die Tour einfach nochmal gemeinsam machen sollten. Aber da, aufgrund der wahnwitzigen Uhrzeit, nicht nur der folgende Tag, sondern auch der vorherige Abend relativ im Eimer sind und die Wahrscheinlichkeit, statt eines Sonnenaufgangs dann nur Wolken zu sehen, einfach unheimlich groß ist, haben wir uns dagegen entschieden.

Am nächsten Tag fuhren wir dafür nochmal tagsüber zum Mount Batur.

links der Mt. Batur, rechts in den Wolken wäre der Mt. Agung

Solche Ausblicke findet man dann mal zufällig unterwegs

Ganesha

Insbesondere ich habe eine Weile gebraucht um mit Bali warm zu werden. In den ersten Tagen habe ich nur gedacht “Was finden alle nur an dieser Insel so toll?”. Der Verkehr, insbesondere in Ubud – und in den anderen touristischen Orten natürlich auch -, ist der schiere Wahnsinn – und wir haben Hanoi und Saigon gesehen. Das nimmt einem doch sehr viel Lust am entspannten Flanieren durch den Ort.
Wahrscheinlich war/ ist es einfach ein kleiner Asienkoller bei mir. Ich bin wohl zu empfindlich und kann die vielen Menschen, die mehr oder weniger verzweifelt versuchen sich ihren Teil des Tourismuskuchen abzuschneiden, einfach nicht gut ertragen. Es macht mich traurig, wenn mir alte Damen und Herren ihre selbst geschnitzten “was-auch-immer” entgegen halten, die ich aber leider nicht brauche, Familienrestaurants total leer sind, während westlichere Läden aus allen Nähten platzen und die zehnte (oder zwangzigste) Sarong-Verkäuferin mir ihre Ware mit den Worten “Two for 10?!”, was umgerechnet 60 Cent sind (!!) anbietet. Das ist in meinen Augen kein Schnäppchen, das klingt für mich einfach nur traurig und sehr verzweifelt. Und wenn man dann mit unseren Fahrern oder den lieben Angestellten in den Gasthäusern ins Gespräch kommt, dann ist es schon eher unangenehm zu erzählen, dass man selbst gerade seinen sicheren Job gekündigt hat und vier Monate durch die Gegend reist. Sowas können die Menschen hier sich nicht mal ansatzweise vorstellen und man selbst fühlt sich in dem Moment dann einfach seltsam. Aber genug der trüben Gedanken, Asien ist wohl einfach nicht mein Reiseland.
Der Zauber von Bali hat mich dann aber doch erwischt. Die Landschaft ist einfach atemberaubend schön. Dieses Grün und diese Fruchtbarkeit haben wir so noch nirgendwo gesehen. Besonders als wir am Dienstag (27.02.) durch die noch ursprüngliche und überhaupt nicht touristische Gegend auf dem Weg vom ‘Pura Ulun Danu Beratan Tempel’ zu den ‘Jawituluh Reisterrassen’ unterwegs waren (was mit einem Roller als Fortbewegungsmittel eine Tagestour darstellt), waren wir beide sehr begeistert und hatten einen wunderschönen Tag.

Sogar der Roller hat eine kleine Opfergabenschale

Tempelgeburtstag



Pura Bratan – ein für die Balinesen sehr bedeutender Wassertempel im Bratansee




Ausblicke von unterwegs

Ein Chamäleon

Bewässerungssystem der Reisfelder

Unumstritten sehr besonders und faszinierend ist außerdem die Kultur. Circa 90% der Indonesier sind Muslime, auf Bali gehört jedoch die große Bevölkerungsmehrheit dem Hinduismus an. Rund um die Uhr wird man Zeuge, wie die Balinesen ihre Kultur leben und sie ganz selbstverständlich zum Alltag gehört. Quasi überall liegen, stehen und hängen kleine Opfergabenschälchen, jedes Haus hat, teilweise sehr eindrucksvolle, eigene Haustempel und von den zahlreichen „richtigen“ Tempeln hat quasi jeden Tag irgendeiner Tempelgeburtstag und ist reich geschmückt. Schätzungen gehen von circa 20.000 Tempeln (inkl. der Haustempel) auf Bali aus. Dies zu erleben ist wirklich eindrucksvoll und macht sehr viel von der besonderen Atmosphäre der Insel aus.

Die findet man hier wirklich an jeder Ecke

Das haben wir auch mehrfach gesehen. Frauen tragen Körbe mit den Opfergaben zum Tempel

Morgendliches Ritual, hier in unserer Unterkunft